über Ingrid Marschang

Ingrid Marschang ist Vieles, aber niemals langweilig: Satirikerin, Autorin, Malerin sowie Objekt-, Konzept-, und Installationskünstlerin.

Sie lebt und arbeitet in Berlin. Nach dem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft in Freiburg volontierte sie bei der Satirezeitschrift Titanic, arbeitete als Cartoonistin und Autorin für Print, Funk und Fernsehen. Hervorzuheben in ihrer Tätigkeit als Autorin ist ihre vom NDR produzierte Hörspielreihe Geschichten aus der Großdeutschen Metropulle, die ihre sozialkritische Ader, sowie einen leichten Hang zum Grotesken und Frivolen, sowie zu drastischen Bildern erkennen lassen. „Nie traurig oder kitschig“ wird in der taz gelobt.

Für die ehemalige Titanic-Autorin ist Humor eine Strategie, der systematischen Inhaltslosigkeit und postmodernen Beliebigkeit die Kunst entgegenzusetzen, die Kunst der Worte, die Kunst von Farbe und Objekt. Ingrid Marschang ist in fast jedem kreativen Feld zuhause und geht auch mit Stift und Pinsel ihre eigenen Wege. Ihr künstlerisches Universum ist reich an Ideen, mal poetisch und verspielt, mal absurd und ironisch. Sie vertritt ihre künstlerischen und moralischen Ansprüche subversiv und mit der Leichtigkeit des Humors, ohne je belehrend zu sein. Ob humoristische Gemälde zu Nietzsches Vorliebe für Würste, der Untergang der Stadt Berlin und ihre Besiedlung mit Hunden oder die Inszenierung von Bombenschutt vor der Idylle, alles durchzieht eine phantastische Vernetzung unterschiedlicher Materialien, eine Wanderung zwischen abstrakter Form, konkreter Malerei und Objektkunst, in welcher märchenhafte Traumbilder entstehen, deren scheinbare Idylle nie sicher ist, sondern durch ein Detail zum Alptraum wird oder ins komische beziehungsweise Groteske kippt. Die Opulenz ihres Schaffens, in der auch die alltägliche Welt menschlicher Erfahrung aufblitzt, kommt ohne den Gestus des Künstlergenies aus. Die Vielfalt ihrer Arbeit – Wort, Malerei, Illustration, Objekt – spricht für sich.

über die Hörspiele

Die Hörspiele sind witzig und sozialkritisch, sie lassen den Zuhörer über die Herrschaftsverhältnisse lachen. Johann Marland ist der Held der Krimi-Grotesken „Geschichten aus der Großdeutschen Metropulle“. Der derangierte Privatdetektiv „bewegt sich in einer ebenso grotesken wie grausamen Welt, die die soziale Wirklichkeit der Hartz-IV-Ära ziemlich genau widerspiegelt.“ Die Hörspieltrilogie besteht aus drei Teilen, „Adler sucht Eichhörnchen“, „Der Bunker“ und „Einigkeit und Recht und Freiheit“.

Über das, was sie beim Schreiben bewegt, spricht die Autorin in einem Interview: „Ich möchte nicht nur unterhalten, sondern mit der subversiven Sprache des Humors die herrschende Moral und Unbarmherzigkeit einer Politik entlarven, durch die die Menschen systematisch verblödet werden. Dem Gefühl von Ohnmacht möchte ich eine Stimme geben durch Figuren, die im System nicht funktionieren.“

über die Bilder

Marschang experimentiert mit unterschiedlichen Techniken und Stilrichtungen. Sie kombiniert Imaginäres mit Realistischem, der Einfluss von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Max Ernst ist unverkennbar.

Marschangs Bilder sind mehr als die Summe ihrer Teile. Disparates verbindet sich und zieht den Betrachter in ein Spannungsfeld hinein. So werden in den Berlin Phantasien feine Schichten übereinandergelegt und lassen den jeweiligen Untergrund durchscheinen. Durch Decalcomanie entstehen Formen und Strukturen, die fließende Übergänge schaffen zwischen dem Bereich des Abstrakten und Figurativen und im Betrachter Assoziationen wecken. Gesteigert wird dieser Effekt noch durch die Grattage-Technik. Dazwischen findet man eingebettet Fotos und einfache Comicfiguren als Collage, die an den unsterblichen Charakter der Comic Helden erinnern und ironisch die Phantastik der Landschaft beleben. In den Metamorphosen werden gepresste Blüten in die Muster und Texturen eingefügt und verwandeln sich in menschliche Gestalten und Szenerien, die ein Moment der Unbeschwertheit in eine düstere Landschaft setzen oder die Heiterkeit der Karikatur im Geheimnisvollen aufleuchten lassen.

Werdegang

Ingrid Marschang wurde in Rumänien geboren und wuchs unbeschwert in einer durch viele Religionen geprägten, bild- und ritualüberfluteten, Welt auf, die ihr das Narrativ der Erzähltechnik osteuropäischer Kultur in die Wiege gelegt hat. Als Kind übersiedelte die Künstlerin mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie einen Kulturschock erlitt, den sie mit Kreativität und Humor selbstbewusst überwand. Nach dem Studium der Germanistik und Politik in Freiburg begann sie für Rundfunk und TV zu schreiben; ihre Texte wurden in allen Sendern des Landes und in Österreich veröffentlicht. Auch Cartoon, Gemälde und Objekt erblickten schon früh das Licht der Welt und wanderten in den Besitz von Liebhabern bzw. als Veröffentlichung in Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Kunstkalender.

Zeitgleich bemühte sich die Künstlerin das Schulsystem zu unterwandern. Ihre pädagogischen Lehr- und Wanderjahre waren dem Ziel gewidmet, das Lehrpersonal vor dem vollkommenen geistigen Absturz zu bewahren. Obwohl hierzu sehr gekonnt alle kreativen Register gezogen wurden, konnte der Niedergang des deutschen Bildungssystems nicht aufgehalten werden.

Seit 2003 lebt und arbeitet die Künstlerin in Berlin wo sie ihre Leidenschaft für das Puppentheather entdeckte und einige Zeit an der Ernst-Busch Hochschule für Schauspielkunst in der Abteilung Zeitgenössische Puppenspielkunst verbrachte, wo die kleinste Welt die größte ist und mit Hilfe von Shakespeare Puppen ermordet werden. Hier entstanden viele spannende Puppenkreationen, die während ihrer Zeit als Leiterin eines Jugendtheaters zum Einsatz kamen und später auch ihre Arbeit anregten, wie zum Beispiel die Umsetzung der fragilen Objekte.

Phantasie und skurrile Ideen, Ironie und böser Humor durchziehen ihre Texte und Bilderwelt. Ebenso eine große Liebe zum Leben, zu Mensch und Mops!

Sie arbeitet mit vollem Einsatz mit beiden Händen. Die linke Hand dient als Getränkehalterung, die rechte als Fixierung von Stift und Pinsel.

Veröffentlichungen

Die Autorin veröffentlichte Texte in taz, Eulenspiegel und TITANIC. Schrieb ein Kinodrehbuch (gefördert von der Filmförderung BaWü), mehrere satirische Fernsehspots für Kulturzeit ETZETERA und Extra3. Ihre Glossen, Feature und Hörspiele wurden in allen Hörfunksendern des Landes gesendet und in Österreich. Die Malerin illustrierte u.a. ein Antimobbingbuch für den Süddeutschen Pädagogischen Verlag, Entwarf Figuren für einen Kinderreiseführer, die auf der Buchmesse in New York ausgestellt wurden und gestaltete einen schwarzhumorigen Ärztekalender sowie Cartoons in Konkret. Mit ihren Bildern zu Nietzsche beteiligte sie sich an einer Wanderausstellung „Paradoxe Heiterkeit“ in Sils Maria (Schweiz), Nietzsche-Haus in Nauenburg und Kampnagel (Hamburg). Ihr Berlin Zyklus wurde mehrmals unter freiem Himmel mitten in Berlin ausgestellt.